Klavierkonzert mit Anna Radchenko (Beethoven, Lizst, Copin)
Nur etwa 30 Zuhörer!
In der ersten Reihe links, direkt vor mir: der hibbelige Klavierschüler mit starker innerer Unruhe, der nur während der Chopin-Ballade für zehn Minuten Ruhe an der Schulter seiner Mutter findet.
In der ersten Reihe rechts: der überbrave Klavierschüler, der an besonders schwierigen Stellen mit dem freundlich ehrgeizig inspirierenden Blick des Vaters belegt wird.
Bei der dritten kleinen Zugabe überkommt mich die sinnlose Angst, die Pianistin könne sich zur Gewaltherrscherin über das stets eifrig applaudierende kleine Häuflein Zuhörer aufschwingen, die Zugaben bis spät in die Nacht fortsetzen, fortsetzen bis zum nächsten Morgen und darüber hinaus, wobei die Zuhörer sich nie hinter das einmal gezollte Zustimmungsnivaeu zurückzuziehen wagen und so immer von neuem ihre Zwangslage rechtfertigen.
Die ebenso sinnlose Vorstellung, ich ließe mich während einer besonders stürmisch-romantischen Stelle von meinem Stuhle auf den Boden fallen, würde röchelnd zum Abbruch des Konzerts zwingen, ließe es geschehen, dass ein Notarzt gerufen würde um mein Leben zu retten. Dieser müsste aber ja Puls und Blutdruck eines Gesunden vorfinden und unverrichteter Dinge wieder abziehen.